MediaAnalyzer beschäftigt sich neben Werbekampagnen auch intensiv mit den Medien, in denen Werbung platziert wird. Und so geht es natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber, dass in letzter Zeit die Rolle der Medien kritisch diskutiert wird, sei es bei der Themenwahl oder der Frage, wem wie eine Plattform gegeben wird.
Uns hat interessiert, welche Themen die Bevölkerung beschäftigen, wie gut Gefahren eingeschätzt werden können und was man sich von Medien und Politik eigentlich wünscht. Zu diesem Zweck haben wir ein Meinungsbild von 200 Personen ab 18 Jahren eingeholt. Hier die Ergebnisse.
Zunächst wollten wir wissen, wovor die Befragten Angst haben. Auf Platz 1 der Themen, um das sich die Befragten Sorgen machen, stehen Krankheiten. 22 Prozent der Befragten nennen dies. Dicht dahinter bereits das Thema Kriminalität, 18% haben hiervor Angst.
Das einzige lebensbedrohliche Thema, dass es darüber hinaus noch auf einen zweistelligen Wert schafft, ist Terrorismus: Dies nennen zehn Prozent.
Anschließend haben wir die Probanden gebeten, einzuschätzen, wie viele Todesfälle es für verschiedene Todesarten jährlich ungefähr in Deutschland gibt. Um eine Referenz zu haben, gaben wir den Top-Wert vor: Rund 350.000 Menschen sterben bei uns jährlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In der Auswertung stellen wir den Median der Probanden-Schätzungen den realen Werten gegenüber, um Verzerrungen durch einzelne starke Ausreißer zu vermeiden.
Die Befragten schätzen zunächst Krebs korrekt als Todesursache Nummer zwei ein. Jedoch wurde das Verhältnis zu den 350.000 Toten durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen massiv unterschätzt. Während die Probanden 25-50.000 Fälle pro Jahr schätzen, sind es in Wirklichkeit rund 225.000 Fälle im Jahr. Die Gefahr, an Krebs zu erkranken und damit auch die Gefahr, die von den Hauptverursachern Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und Übergewicht ausgeht, wird also deutlich zu gering wahrgenommen.
Auf Platz Drei der Todesursachen stehen bei den Probanden etwa gleich auf Verkehrsunfälle und (zusammengefasst) Verletzungen, Stürze und Vergiftungen mit jeweils geschätzten 5-10.000 Fällen. Dies ist erneut ein sehr interessantes Ergebnis.
Denn die Anzahl der Toten durch Verletzungen, Stürze und Vergiftungen beträgt in Wirklichkeit in Deutschland rund 48.000 pro Jahr, also mehr als das Fünffache. Die Anzahl der Verkehrsunfälle hingegen beträgt ’nur‘ etwa 3.000 pro Jahr, also sogar etwas weniger, als geschätzt wurde.
Ähnlich weit auseinander liegt die Schätzung für die laut statistischem Bundesamt mit rund 39.000 Fällen ebenfalls sehr häufige Todesursache ‚Krankenhauskeime‘. Die Probanden gehen davon aus, dass diese nur für 1.000 bis 2.500 Tote verantwortlich sind.
Im Hinblick darauf, dass die Sorge vor Kriminalität Platz zwei einnahm, ist unter den seltenen Todesursachen noch der Punkt ‚Morde‘ von Bedeutung. Hier liegen die Befragten mit der Schätzung von 500-1.000 Fällen gar nicht so weit von der Realität (ca. 300 Fälle) entfernt. Offenbar gibt es hier also eine innere Diskrepanz zwischen den Ängsten und dem durchaus vorhandenem Wissen.
Dies gilt ebenfalls für den Punkt „Terror“. Dieser war ja ebenfalls bei den größeren Sorgen der Befragten dabei, die Einschätzung über die real im Verhältnis zu Erkrankungen oder Verletzungen sehr geringe Gefahr ist aber sehr präzise.
Nun wollten wir von den Befragten noch wissen, ob Medien und Politik sich angemessen mit realen Gefahren beschäftigen oder ob diese mehr Realitätsnähe benötigen.
Hier war das Ergebnis absolut eindeutig: Bei allen sechs Thesen, die wir zur Diskussion gestellt haben, lag die Zustimmung bei über 85%.
Bei den Medien wird generell eine Mitverantwortung darin gesehen, welche Themen diskutiert werden. Der Wunsch lautet daher, dass mehr über die Themen berichtet wird, die ‚echte‘ Gefahren darstellen, dass ggf. darauf hingewiesen wird, wenn über etwas berichtet wird, dass real eine sehr geringe Gefahr darstellt.
In gleicher Weise wird auch die Politik in der Verantwortung gesehen. Die Befragten bejahen den Wunsch, dass diese sich mehr auf reale Gefahren konzentriert und dass sie sicherstellt, dass mehr über wissenschaftliche Fakten berichtet wird und irreführende Berichte korrigiert werden müssen.
Inwieweit dies umsetzbar ist, ohne Einfluss auf die Pressefreiheit selbst zu nehmen, ist natürlich wesentlich komplexer, als es im Rahmen eines kurzen Meinungsbildes abzubilden wäre.
Fazit: Lieber Fakten als Fiktion
Die Ergebnisse zeigen, dass zentrale Ängste, wahrgenommene Bedrohungen und reale Gefahren häufig stark auseinanderklaffen. Während die Sorge vor Krankheiten zurecht auf Platz 1 steht, ist die Gefahr durch Kriminalität und Terror vergleichsweise gering. Andere Gefahren wie bspw. Verletzungen werden massiv unterschätzt.
Da die öffentliche Diskussion stark davon bestimmt wird, welchen Themen sich in den Medien gewidmet wird, kann eine Mitverantwortung an teilweise verschobenen Wahrnehmungen nicht geleugnet werden.
Die Stimmung gegenüber Medien und Politik ist dabei völlig eindeutig: Die große Mehrheit wünscht sich eine wesentlich stärkere Orientierung an den Themen, die tatsächlich relevant sind.